Nachtwächterführung in Dreieichenhain: Spannendes über Burg und Altstadt
Auf einen Gang durch die Geschichte nahm Klaus Döpfer die zahlreichen Besucher der Nachwächterführung mit.(c)Foto: Strohfeldt
Herzlich willkommen hier in der Burg Hain in der Dreieich“, begrüßt Nachtwächter Klaus Döpfer.
Der klärt die Frage, wieso es überhaupt die Burg gibt. „Hier befand sich die Hauptverwaltung des Reichsbannforstes Dreieich“, so Döpfer. In dem Wald durfte ausschließlich der Kaiser jagen. Nur für Frankfurter habe es einmal im Jahr eine Ausnahme gegeben: „Dann durften sie in den Wald, um Holz zu holen. Diesen Tag kennen wir heute als Wäldchestag.“
Wenn der Kaiser zum Jagen kam, sei das keine einfache Angelegenheit gewesen. „Sie müssen sich vorstellen, dass der Kaiser mit einem Tross von etwa 400 Mann gereist und einige Wochen geblieben ist. Die ganzen Leute mussten versorgt werden“, erzählt der Nachtwächter. Einer der Kaiser soll sogar Karl der Große persönlich gewesen sein. Zu diesen Zeiten habe die Burg natürlich ganz anders ausgesehen. „Der Burggraben war etwa sechs Meter hoch mit Wasser gefüllt“, so Döpfer. Außerdem sei das Gemäuer nicht zu sehen gewesen, da es verputzt war. Der Bergfried, also der Hauptturm, soll 28 Meter hoch gewesen sein.
Obwohl die Burg nie eine kriegerische Handlung gesehen hat, ist sie heute eine Ruine: „Die Haaner haben die Burg als Steinbruch benutzt, um ihre Häuser zu bauen.“ Diese Tatsache lässt sich heute noch an einigen Häusern der Altstadt feststellen, in deren Mauern entsprechende Steine zu finden sind. In den Ruinen lässt Döpfer das Leben im Mittelalter auferstehen. „Sie müssen sich vorstellen, dass hier eine zweite Etage war, gebaut aus dicken Eichenstämmen“, erklärt er.: „Man glaubt immer, dass so eine Burg nicht abbrennen könnte, doch im Originalzustand besteht sie zu etwa 50 Prozent aus Holz.“
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In den großen Fenstern habe es kein Glas gegeben. „Ein dicker Wollvorhang hielt die Kälte ab und im Winter hat man die Klappläden geschlossen und mit Stroh abgedichtet“, so Döpfer. Bei den Bauern sorgte die Nähe zum Stall für Wärme. „Es war bestimmt nicht immer angenehm, aber: Erstunken ist noch niemand, erfroren allerdings schon“, erzählt der Nachtwächter den lachenden Zuhörern. Als Äquivalent hatten die Ritter Schächte, die die Wärme ihrer Pferde in die Stuben leiteten. Das war clever und wäre heute doch absurd, wie der Nachtwächter verdeutlicht: „Stellen Sie sich vor, Sie bauen ein Haus und müssen als Heizung extra noch ein paar Pferde kaufen.“
Auch über die Entstehung verschiedener Redewendungen weiß er einiges zu erzählen. Wenn man etwa jemandem sagt, dass er seine sieben Sachen packen solle, dann handle es sich um die sieben Sachen der Ritter: Helm, Brustpanzer, zwei Arm- und Beinpanzer und sein Schwert. So geht es hinein in die Altstadt. Auf dem runden Platz erklärt der Nachtwächter: „Unter diesem Kreuz wurde früher Markt gehalten, schon im Mittelalter.“ Und einige Meter weiter steht schon das nächste geschichtsträchtige Gebäude, wie er verrät: „Das Lokal zur Alten Burg ist die älteste Ebbelwoi-Kneipe Deutschlands. Die gibt es seit 1552, damals hießt sie aber noch ,Zum Wilden Mann’.“
So geht es weiter durch die Gassen. Zu jeder Ecke hat der Nachtwächter Spannendes zu erzählen. Zum Abschluss gibt es noch einen kleinen Umtrunk und dann ist jeder froh, dass er nach Hause in die Wärme seiner Heizung kann, ganz ohne Stall und Pferde.