Museumszentrum Lorsch, 20.Mai – 04. September 2016
Die Künstlerin Jeanette Zippel beschäftigt sich seit über 25 Jahren intensiv mit der Honigbiene als Einzelwesen und dem Bien, also der Gesamtheit des als Organismus begriffenen Bienenvolks. hre Arbeiten versuchen das Wesen, das Verhalten und die Bewegungen der Bienen auf künstlerische Weise zu erkunden und bildhaft zu machen. Dabei geht es Jeanette Zippel nicht nur um Fragen der Ästhetik, sondern auch um Fragen der Ethik, des Sozialwesens und letztlich des Lebens an sich. Um diesen Fragen näher zu kommen, nutzt sie die Erkenntnisse der Verhaltensforschung über die Bienen und ihre Erfahrungen aus über 20-jähriger Imkerei. Die Annäherung gestaltet sich vielfältig und es sind im Laufe der Jahre unterschiedliche Werkkomplexe entstanden. So etwa Zeichnung, kombinierte Drucktechniken sowie Boden-, Raum- und Videoinstallationen. In der Ausstellung „Bienen – Kunst – Welt“ zeigt Jeanette Zippel im Museumszentrum Lorsch künstlerische Arbeiten aus fünf dieser Werkkomplexe.
Werkkomplex Zeichnungen
Hierbei handelt es sich um großformatige Tuschzeichnungen und Zeichnungsblöcke. Flugbewegungen sind aus der Erinnerung an die Beobachtung fliegender Bienen in schnellen, leichten Strichen mit Tusche auf Papier gesetzt. Der dabei entstehende kalligrafisch anmutende Ausdruck entspricht der Dynamik und Leichtigkeit des beobachteten Fluges.
Werkkomplex Bienoptik
Es handelt sich um farbenfrohe mittel- und großformatige Papierarbeiten mit einer Kombination aus Hochdruckverfahren und traditionellem Kartoffeldruck mit Tusche. Die flächigen Visualisierungen von Blüten und Blütenfeldern gehen der Ahnung nach, wie und was Bienen sehen.
Werkkomplex Wabenbau
Die plastischen Arbeiten mit Bienenwachs sind freie Interpretationen des Wabenbaus der Honigbienen aus kugel- und facettenförmigen Elementen, die sich aus deren Zusammenleben als sozialer Organismus heraus verstehen lassen. In der Ausstellung wird u.a. die großformatige Bodeninstallation Wachsfacetten mit über 3000, in Bienenwachs getauchten Honiggläsern gezeigt. So entsteht eine in variierenden goldgelben Farbtönen leuchtende Fläche. Die Hängeobjekte Facetten 1 und 2 sind von der Form und dem Zahlenverhältnis des Wabenbaus inspiriert und füllen den Raum mit dem herrlichen Duft nach Bienenwachs.
Werkkomplex Bienenpflanzenröhren
Jeanette Zippel beschäftigt sich hier mit der Form- und Farbvielfalt der unzähligen Pflanzenarten, die als Nahrungsquelle für die Bienen von Bedeutung sind. Zu sehen ist eine Reihe von Objektkästen. Darin hängen jeweils fünf Papierröhren senkrecht nebeneinander, die mittels Schnitttechnik sowie dem Auftrag von Bienenwachs bearbeitetet sind. Diese Bearbeitung ist inspiriert von den Zellstrukturen der Pflanzen, die den Wabenformen der Bienen ähneln.
Werkkomplex Bewegungsformen
Die Arbeiten mit Formreliefs aus Bienenwachspapieren zeigen Grundformen der festgelegten Tänze und Flugformen von Bienen. In der künstlerischen Umsetzung ist die gesamte Bewegungsform in Einzelblättern aufgefächert. Die einzelnen Papiere sind mit Bienenwachs getränkt und übereinander gebügelt. Außerdem soll das Video Honighände als großflächige Projektion zu sehen sein, das in direkter Kooperation mit Zippels Bienenvölkern entstanden ist: Bienen fliegen hier den honigbenetzten Händen der Künstlerin nach und scheinen um diese im Flug zu tanzen.
Über die Künstlerin
Jeanette Zippel, geboren 1963, studierte von 1984 bis 1990 Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Sie war Stipendiatin des DAAD, der Kunststiftung Baden-Württemberg und der Cité Internationale des Arts Paris. Von 2001 bis 2006 lehrte sie als Professorin an der Fachhochschule Schwäbisch Hall, Hochschule für Gestaltung. Außerdem ist sie Vorstand des gemeinnützigen Vereins Zukunftswege e.V. zur Ausbildungsförderung von Kindern und Jugendlichen, den sie 2006 mit Freunden gegründet hat.